Teamkodex als Instrument zur Orientierung

Entwicklung

Haben Sie sich in Ihrer Rolle als Leader schon mal gefragt, wie gut Ihr Team im Alltag wirklich harmoniert? Was sind Ihrer Meinung nach Anzeichen dafür, dass dieses funktioniert und dass die vorherrschende Teamkultur für alle eine zufriedene, fördernde und fordernde Kultur ermöglicht?

23.2.2024
7 min Lesezeit

Über viele Wochen waren wir im Frühjahr 2020 dazu verdonnert, von zu Hause aus zu arbeiten – losgelöst von unseren Arbeitskolleginnen und -kollegen. Die neue Herausforderung stellte die bisherige Teamkultur enorm auf den Prüfstand. Gewohnte Gesten, Zeichen in der alltäglichen Zusammenarbeit fielen aufgrund des digitalen Austausches weg, und man merkte auf einmal, wie viel wir unbewusst von unseren Kolleginnen und Kollegen wahrnehmen, verarbeiten und in den gemeinsamen Umgang einbauen. Speziell gefordert waren wir bei dieser distanzbedingten Zusammenarbeit, wenn Themen aufkamen, die auf Widerstand stiessen, Meinungsverschiedenheiten vorhanden waren oder gar wenn Vorgaben/Weisungen missfielen. Der gewohnte Augenkontakt, ein Schulterzucken oder etwa eine hektische Geste gehen bei der Bit- & -Byte-Übertragung verloren. Eine gewisse Ohnmacht macht sich breit oder gar eine Resignation, was dazu führt, dass schwierige Themen nicht angesprochen werden. Die bisher vorhandene Teamdynamik schwindet dahin, und man fühlt sich als alleiniger Satellit in dem bisherigen Teamkosmos.

Zurück im «Normalbetrieb», wo die Teams im gewohnten Rahmen zusammenarbeiten. Ich persönlich kann immer dann den Wert eines Teams feststellen, wenn in schwierigen Situationen besonders häufig das Gespräch mit mir als Führungsperson gesucht wird.

Was braucht es, um in guten wie in schlechten Zeiten als Team zielführend, respektvoll und transparent zu funktionieren?

  • gemeinsame Ziele/Strategien/Ideen
  • Aufgaben-, Rollen- und Schnittstellenklärung
  • transparente Arbeitsprozesse
  • klarer Informationsfluss
  • Kritik- und Konfliktfähigkeit
  • Einhalten der gemeinsam erarbeiteten Spielregeln


Alles Themen, die uns nicht neu sind und von denen man ausgeht, dass sie im eigenen Team vorhanden sind sowie funktionieren. Ist doch klar! Diese unvollständige Auflistung ist mit zentralen Soft- und damit relevanten Einflussfaktoren zu ergänzen:

  • Motivation der Teammitglieder
  • Lernkultur – Umgang mit Fehlern
  • Sympathie zwischen den Mitgliedern
  • Integrationsfähigkeit des Teams für neue Mitglieder
  • Innovationsfähigkeit des Teams
  • Wirksamkeit im Unternehmen


Aber sind diese Punkte wirklich so klar in Ihrem Team verankert? Sind alle auf einer Spur und mit dem Ziel vertraut? Unterschiedliche Auffassungen geeigneter Lösungsansätze sowie die eigenen Aufgaben und des Verantwortungsbereichs führen zu Diskussionen. Spannungsfelder tun sich auf, und genau dann zeigt sich, wie viel Unruhe die Stolpersteine hin zum Ziel verursachen.

Auch in Teams, die in der aktuellen Formation schon länger zusammenarbeiten, herrscht nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Die Fetzen können auch hier mal fliegen. Ja vielleicht fliegen sie in einer eingespielten Konstellation mal eher, als wenn man noch einen etwas vorsichtigeren Umgang miteinander pflegt. Gründe für ein achtsameres Benehmen könnten sein:

  • Die Leaderperson ist erst vor Kurzem zum Unternehmen gestossen.
  • Die Leaderperson ist aus dem Team heraus in die neue Rolle befördert worden.
  • Die Rollenverteilung unter den Teammitgliedern (Beförderungen, neue Aufgabengebiete, Zusammenlegung von Rollen etc.) wurde neu geregelt.
  • Ein Abgang/Zugang sorgt für eine neue Konstellation.
  • Das Team wurde in seiner Form neu aufgebaut.
  • Zwei oder mehrere Teams wurden zu einem zusammengeführt.

Scheinbar logische oder kleine Anpassungen können eine Teamdynamik vollkommen verändern. Ist man sich dieser Tatsache bewusst, versteht man auch, dass solche Veränderungen eine sensible Handhabung erfordern. Leadership ist gefragt!

Nur ein Team, das auf Augenhöhe, mit Respekt und Einsatz optimal funktioniert, kann einen unermesslichen Mehrwert fürs Unternehmen darstellen.

Dies ist in der heutigen Zeit noch viel relevanter als zu Zeiten, wo eine langjährige Betriebszugehörigkeit Usanz war. Erfahrungen sammeln und dadurch unterschiedliche Herausforderungen in verschiedensten Betrieben anzunehmen, gehört zu den Elementen der persönlichen Entwicklung. Eine diversifizierte Aneignung von Branchen-, aber auch Fachkenntnissen ist nur möglich, wenn man sich einen breiten Erfahrungsschatz aneignen kann. Dazu gehört nicht zuletzt der Fakt, dass man sich durch die regelmässigen Stellenwechsel immer wieder in neue Teams eingewöhnen muss. Wie oben schon erwähnt, bringt jeder Neuzugang oder Abgang eine natürliche Veränderung in der Teamkonstellation, die unterschiedlich aufgenommen wird. Nicht nur die Integrationsfähigkeit der neuen Mitglieder ist dafür relevant, sondern auch die Offenheit des bisherigen Teams. Nur ein Team, das auf Augenhöhe, mit Respekt und Einsatz optimal funktioniert, kann einen unermesslichen Mehrwert fürs Unternehmen darstellen. Da bleibt die Frage – wie schafft man das, um nicht bei jedem Wechsel zu viel Zeit aufwenden zu müssen und die Mitarbeitenden, sich durch stetig wiederholende Prozesse, zu langweilen beginnen.

Im Normalfall greift man in solchen Momenten zu Workshop-Formaten, die Themen wie Ziele und Strategien fokussieren. Doch eigentlich ist es wichtig, dass man sich als Mensch innerhalb des Teams näherkommt. Um sich blind zu vertrauen, sind Haltungsfragen, Inhaltsdefinitionen der gemeinsam definierten Werte und daraus resultierend Umgangsformen relevant. Zudem ist es gleichwohl wichtig, dass eigene Vorstellungen und Blickwinkel für die Rolle im Teamgebilde formuliert werden. Dadurch, dass man das in der Runde äussern darf, gibt es Klarheit – für einem selbst, aber auch für alle anderen. Ferner ermöglicht es einen Einblick in die Erwartungen an die Zusammenarbeit und damit verbunden an die verschiedenen Mitglieder.

Essenziell sind Fragen wie:

  • Welchen Beitrag will ich als Mitglied unseres Teams leisten?
  • Was erwarte ich von den anderen Teammitgliedern?
  • Was brauche ich, um die Rolle bestmöglich ausfüllen zu können?
  • Welche Synergien sollen durch dieses Gremium genutzt werden?


Haben sich alle Teammitglieder zu ihren Punkten geäussert, und findet man sich gleichwohl in anderen Wortmeldungen wieder, beginnen unbewusst das Verständnis füreinander, Respekt, Akzeptanz, Aufmerksamkeit, Wertschätzung zu wachsen. Nach einer gemeinsam bearbeiteten Gewichtung der verschiedenen Antworten bietet dies eine optimale Ausgangslage, um Leitsätze zu formulieren. Hier liegt der Teufel im Detail, und Formulierungen werden zerpflückt. Kleinigkeiten können einen Leitsatz völlig anders spürbar machen lassen. Optimal ist, wenn nun jeder seine Vorstellungen, Erwartungen sowie seine Haltung vertritt. Dieser Schritt bedarf genügend Zeit, denn hier wird die gemeinsame Basis auf ein solides Fundament gestellt. Das ist nichts, was schnell, schnell passieren darf. Das braucht Zeit und Geduld. Sind die Sätze erst mal formuliert, die Feinjustierung ist erfolgt, dann ist das Werk vollbracht. Stolz, Freude, Aufbruchstimmung, aber auch Verbundenheit, Respekt und eine gewisse Form von Vertrautheit machen sich breit. Ein Hauch von Euphorie mischt ebenfalls mit und beflügelt die neu geschärfte Teamdynamik.

Ein Hauch von Euphorie mischt ebenfalls mit und beflügelt die neu geschärfte Teamdynamik.

Die Teams, die wir bis anhin auf diesem Weg begleiten durften, vermelden eine nie gehabte Verbindung sowie Bereitschaft, auch in herausfordernden Situationen den gemeinsam definierten Teamkodex respektvoll und mit Würde zu achten. Es wird nach wie vor gefightet, es werden Meinungen vertreten und Erwartungen formuliert. Bestimmt und aus Überzeugung, aber mit einer neu gewonnenen Definition von Ehre und Zugehörigkeit. Diese frische Dynamik, vermischt mit einem neu definierten Zu- und Vertrauen, pusht die Leistung, Kreativität, Innovationsfreude sowie Mut jedes Einzelnen, und die Effizienz erreicht dank des Teamkodex ungeahnte Sphären.

Monika Manhart
Impulsgeberin

Ich setze mich für die Chancen und Perspektiven meiner Kund:innen ein.

Wenn du auf JA klickst, stimmst du der Speicherung von Cookies auf deinem Gerät zu. Mehr dazu erfährst du auf unserer Datenschutz Seite. Einstellungen findest beim Klicken des Cookies.